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Iannis Xenakis -Komponist, Bauingenieur und Architekt- arbeitete von
1947 bis 1960 in Corbusiers Büro. Auf Grundlage seiner musikalischen
Kompositionen und der in Zusammenarbeit mit Corbusier entwickelten architektonischen
Ideen schuf Xenakis in den folgenden Jahrzehnten mehrere Raumkompositionen
aus Licht und Klang, denen er den gemeinsamen Titel 'Polytope' gab. Das
Wort 'Polytop' setzt sich aus den beiden altgriechischen Wörtern
'poly' = viel und 'topos' = Platz, Ort zusammen. So ist der Titel zu verstehen
als eine Bezeichnung für Rauminszenierungen, bei denen sich zahlreiche
Räume -Räume aus Licht, Farbe, Klang und Architektur- an einem
Ort überlagern.
Lichtraum
Das Kloster
La Tourette (1953-60) ist nicht nur das erste Projekt Corbusiers, an dessen
Entwurf Xenakis maßgeblich beteiligt war. Es ist zugleich Synthese
und Höhepunkt von Corbusiers vorangegangenen Arbeiten in der Beherrschung
von Licht und Raum.
Hatte Corbusier 1922 noch formuliert, 'Licht und Schatten enthüllen
die Formen' und dem Licht somit eine den plastischen Körpern dienende
Funktion zugewiesen, beginnt sich mit der Kapelle von Ronchamp (1950-53)
dieses Verhältnis umzukehren: Die Wandkörper dienen der Lichtmodulation.
Der architektonische 'Raum wird unfaßbar' (Corbusier). Der Raumeindruck
entsteht mit der Komposition aus Licht, Halbdunkel und Schatten.
IIannis Xenakis hat dieses Raumkonzept bei der Gestaltung der Seitenkapelle
für das Kloster La Tourette zur Vollendung gebracht: Er schuf einen
dunklen, nicht greifbaren Raum. Aus diesem undefinierten Dunklen schneidet
er mit sogenannten 'Lichtkanonen' Lichtkegel heraus. Der Raum wird nicht
mehr durch die umgebenden Wände definiert. Der wahrgenommene Raum
ist immateriell. Die immaterielle Raumqualitäten werden zum eigentlich
konkreten.
Bei der Gestaltung des visuellen Raums in La Tourette arbeiten Corbusier
und Xenakis nicht nur mit Lichtvolumen. Sie entdecken die Projektion als
ein Thema der Architektur. Projektionsräume entstehen.
Projektionsraum
Der in
Zusammenarbeit von Xenakis und Corbusier entworfene Kirchenraum ist eine
Art camera obscura: Der Raum ist dunkel. Eine kleine quadratische Öffnung
im Dach projiziert das Bild der Sonne auf den Fußboden. Der Lauf
der Sonne wird durch den wandernden Lichtfleck im Innenraum abgebildet.
Doch das
ist nicht alles. Die Außenwände der unteren Geschosse des Klosters
hat Xenakis als 'musikalische Glaswände' entworfen. Diese -auch 'ondulatoires'
genannt- bestehen aus senkrechten Betonstreifen und unterschiedlich breiten
Glasstreifen. Der sich ständig verändernde Rhythmus von Offen
und Geschlossen wird durch das Sonnenlicht auf den Boden projiziert. Der
Fußboden wird zum Bildschirm. Die Raumwände treten zurück.
Die Projektion der rhythmischen Komposition aus Licht und Schatten strukturiert
den Raum. Mit dem Lauf der Sonne verändert sich das Bild.
Erinnern diese Projektionen noch an die 'screens' gotischer Kathedralen,
werden beim Philipspavillon (1958) künstliche Beleuchtung und Filmprojektoren
eingesetzt. Bei diesem, dem zweiten in Zusammenarbeit von Corbusier und
Xenakis entstandenen Projekt werden die immateriellen Raumqualitäten
zum zentralen Thema des gesamten Entwurfs, wie es Corbusier selber formuliert:
'Ich werde keinen Philips-Pavillon bauen, sondern ein elektronisches Gedicht.
Es wird sich alles im Inneren abspielen -Ton, Licht, Farbe und Rhythmus.
Ein Gerüst wird das Äußere des Pavillons bilden.' [ 1 ]Diaapparate mit beweglichen Farbscheiben
projezieren sich verändernde Farbflecken auf die Wände. Hunderte
von farbigen Leuchtstoffröhren und Lampen simulieren den Tagesverlauf
-Morgenröte, Sonnenuntergang, Sterne und Blitze. Projektionen photographischer
Bilder erzeugen Illusionsräume. Die beweglichen Bilde der vier Filmvorführgeräte
werden mit Hilfe von Spiegeln im Raum verteilt. Die gleichzeitige Projektion
mehrerer Bildmotive verstärkt die Illusionswirkung. Durch die Krümmung
der Bildfläche wird die Projektion dreidimensional. Die Krümmung
läßt Teile des Bildes unscharf erscheinen, Tiefe entsteht.
Ein dreidimensionaler Illusionsraum wird erzeugt.
Nach der Beendigung seiner Zusammenarbeit mit Corbusier entwickelte Xenakis
das Raumkonzept des Philips-Pavillon mit den von ihm konzipierten Polytopen
weiter. Bei diesen in den Jahren 1966-78 entstandenen Rauminszenierungen
verzichtet Xenakis auf die Projektion gegenständlicher, photographischer
Bilder zugunsten abstrakter Lichtkompositionen. Er läßt den
Bildschirm wie bei einem Fernseher in unzählige Bildpunkte auf. Dieses
'Lichtbild' besteht aus Tausenden von Glühlampen, die -an einem Gitternetz
befestigt- den Betrachter von allen Seiten umgeben. Bewegliche, abstrakte
Muster von Wellen, Blitzen und Spiralen durchziehen den Raum. Außerdem
gibt es eine dreidimensionale Projektion - eine Lichtskulptur aus Laserstrahlen,
deren räumliche Konfiguration durch die Bewegung von hunderten von
Spiegeln und Prismen ständig verändert wird.
Der Raum wandelt sich mit dem schnellen Wechsel der abstrakten Lichtkomposition
in einem rasenden Tempo. Er wird dynamisch. Die Zeit wird zur vierten
räumlichen Dimension.
Klangraum
Wie das
Licht verändert sich der Klang über die Zeit, beschreibt einen
immateriellen Raum, ein körperloses Volumen. Beim Philips-Pavillon
formen über vierhundert Lautsprecher zahlreiche Geräuschrouten,
auf denen der Ton schnell oder langsam, sprunghaft oder kontinuierlich
durch den Raum läuft.
Die Verteilung mehrerer Klangquellen im Raum ermöglicht nicht nur,
einen Ton wandern zu lassen. Durch das Erklingen unterschiedlicher Klänge
an verschiedenen Orten Überlagern sich mehrere Klangräume. Die
Zuhörer nehmen abhängig von ihrem jeweiligen Standort eine ganz
unterschiedliche Musik wahr. Der akustische Raum ist nicht mehr homogen,
sondern gliedert sich in unterschiedliche Raumbereiche. Xenakis entwickelte
dieses Konzept einer räumlich differenzierten Musik erstmals mit
seinem Orchesterstück Terretektorh (1965-66) Für im Raum verteiltes
Orchester. Im darauffolgenden Jahr wendet er es bei seiner ersten Licht-Klang-Inszenierung,
dem Polytop de Montreal an. In einem mehrgeschossigen Raum musizieren
vier Orchester auf den unterschiedlichen Geschoßebenen.
In den folgenden Jahren entwickelt Xenakis zudem ein Konzept der zeitlichen
Diversifizierung des musikalischen Raums, was bei seinem Schlagzeugstück
Psapha (1975) besonders deutlich wird: Im Zeitraum Überlagern sich
eine langsame Geschwindigkeit tiefer Töne mit einer mittleren und
einer schnellen Geschwindigkeit hoher Töne. Die Zeit ist nicht mehr
absolut. Mehrere Zeiteinteilungen, verschiedene Tempi existieren nebeneinander,
die Zeit oszilliert.
Dieses Verfahren wendet Xenakis auch bei den Rauminszenierungen der Polytope
an. So ist bei dem Diatop - für die Einweihung des Centre Pompidou
1978 entworfen - die Musik fast statisch, bewegt sich in langsamen Wellen,
während die Lichtblitze sich in rasendem Tempo, in Bruchteilen von
Sekunden verändern und die Komposition aus Laserstrahlen wiederum
einem eigenen Tempo folgt. Die Zeit ist nicht mehr eindeutig. Ebenso ist
der Raum durch Lichtprojektionen und elf im Raum verteilte Lautsprecher
in unterschiedliche Bereiche differenziert.
Architektonischer Raum
Es stellt
sich die Frage, welche Architektur für solche Rauminszenierungen
geeignet ist. Bleibt sie an der Inszenierung unbeteiligt, stellt nur die
technische Apparaturen bereit, dann kann sie ein einfaches Gerüst
sein, eine 'Boites a miracles' wie Corbusier sie nennt und mit dem Pariser
Ausstellungspavillon von 1937 erstmals realisiert hat.
Mit dem Philips-Pavillon haben Corbusier und Xenakis einen anderen Weg
beschritten. Die Architektur wird zum Raummodulator. Die konvex und konkav
gekrümmten Flächen bilden 'bewegliche, einfangende, zurückweichende
und drehbare Räume'[ 2 ],
wie es Xenakis beschreibt. Denn im Gegensatz zu planen Flächen reflektieren
gekrümmte oder gefaltete Flächen das Licht mit wechselnder Intensität,
modulieren den Raum. Der Raum wird dynamisch, von wechselnder Intensität,
verdichtet und geweitet.
Zugleich ist er entgrenzt. Wände und Decke gehen ineinander Über.
Es gibt keine seitliche Umfassung, keinen oberen Abschluß. Das Wechselspiel
konkaver und konvexer Krümmung bildet weder Körper noch Raum;
es ist abweisend und umschließend zugleich. Die Raumgrenzen sind
Für das Auge nicht mehr eindeutig erfaßbar; sie entschwinden,
wie es auch bei der Abdunklung von Räumen der Fall ist. Der Raum
wird scheinbar unendlich.
Bereits 1902 entdeckte Mariano Fortny diesen Effekt Für das Bühnenbild.
Er entwickelte den sphärisch gekrümmten Kuppelhorizont als dreidimensionalen
Bühnenabschluß, der den Eindruck von Unendlichkeit entstehen
läßt. Die Leinwand umhüllt die Bühne, ohne den Raum
zu definieren. Der Kuppelhorizont erzeugt ebenso wie der wenig später
entwickelte Rundhorizont einen abstrakten Bühnenraum, der erst durch
das Licht konkret wird.
Wenn auch Corbusier und Xenakis diese Mittel des modernen Bühnenbilds
wahrscheinlich nicht gekannt haben, so hatte sich Le Corbusier mit seinen
Entwürfen von Dioramen (1925, 1929 und 1937) mit einem ŠÄhnlichen
Mittel der Rauminszenierung beschäftigt: Beim Diorama wird das auf
eine lichtdurchlässige, gekrümmte Leinwand aufgemalte Bild durch
veränderbare Beleuchtung von vorne und hinten zum Erscheinen gebracht.
Der Wandel der Beleuchtung simuliert Tagesverlauf und Bewegung im Raum.
Um den weiten, endlosen Außenraum simulieren zu Können, ist
der geschlossene Innenraum durch die Krümmung der Bildwände
visuell entgrenzt. So kann die Raumform von Corbusiers Pavillon Für
zwei Dioramen auf der Exposition de L'Esprit Nouveaux von 1925 als ein
Vorläufer der visuell entgrenzten Innenräume von Ronchamp und
dem Philips-Pavillon angesehen werden.
Mit seiner Rauminszenierung Diatop ging Xenakis noch einen Schritt weiter:
Nicht nur Wände und Decken, auch der Boden entschwindet. Er ist aus
reflektierendem Glas, man scheint auf halber Höhe mitten im Raum
zu schweben. Zugleich öffnet sich der Raum des Diatop nach Außen.
Die äußere Raumhülle ist eine halbdurchlässige Membran
aus rotem Kunststoff, die Licht, Klang und Wärme filtert und moduliert.
Diese eher passiv-selektive Membran wird durch eine innere aktive Membran
ergänzt - ein Metallnetz, an dem Licht- und Schallquellen befestigt
sind. Eine Gebäudehülle, die den Raum nicht begrenzt, sondern
moduliert. Sollte bei dem Philips-Pavillon die Gebäudehülle
die Umwelt neutralisieren, den Innenraum abgrenzen und verdunkeln, so
ist die zweischichtige Membran des Diatop halbdurchlässig und in
ihrer Raumwirkung steuerbar. Es ist eine Vorahnung auf heutige Glasfassaden,
bei denen die Durchlässigkeit Für die einzelnen Raumparameter
Wärme, Licht und Klang unabhängig voneinander gesteuert werden
kann. Die Gebäudehülle ist nicht mehr offen oder geschlossen.
Zwischen- und Grautöne werden möglich. Der Raum ist nicht mehr
in Masse und Hohlraum organisiert, sondern besteht aus Energiefeldern
unterschiedlicher Dichte, die den Raum kontrahieren und dehnen.
Vom inszenierten Weg zum Szenario
In der
Überlagerung von Klang-, Licht-, Projektions- und architektonischem
Raum entsteht ein vieldimensionaler Raum, ein diversifizierter Raum von
wechselnder Intensität und Dichte. Dieser Raum läßt sich
nicht mehr mit den traditionellen Mitteln architektonischer Darstellung
-Grundriß, Schnitt ect.-entwerfen. Der Architekt muß andere
Methode ersinnen, um den Raum entwerfen und beschreiben zu Können;
Methoden, die die Verwandlung des Raums Über die Zeit und das Zusammenwirken
seiner verschiedenen Dimensionen veranschaulichen.
Den ersten Ansatz dazu entwickelte Corbusier bei seinem Entwurf eines
Pavillons für die Exposition International Paris 1937. Er entwirft
den Raum als einen Weg. Eine Handskizze Corbusiers legt das eigentliche
Raumerlebnis dar: Die vom Besucher zu durchschreitende Raumfolge im Inneren
des Pavillons. Mit dem Entwurf des Weges werden die einzelnen inszenierten
Räume in Zusammenhang gebracht, wird das Zusammenwirken den Farb-,
Projektions- und Bildräume koordiniert.
Beim Philips-Pavillon sind die Probleme viel komplexer, der Raum selber
wandelt sich, Klang- und Filmprojektionen treten hinzu. Corbusier entwirft
dieses 'Elektronische Gedicht', indem er Drehbücher zeichnet. Diese
Szenarios haben vertikale Kolonnen Für die einzelnen Elemente der
Inszenierung -farbiges Licht, mehrere Bildprojektionen ect.- und Für
die Zeiteinteilung horizontale Streifen von je einer Sekunde. Die Anwendung
filmischer Entwurfsmethoden offenbart die Wandlung des Raumverständnis:
Anstelle starrer Körper tritt eine sich wandelnde Inszenierung immaterieller
Räume.
Xenakis entwirft seine Polytope mit Hilfe von Partituren. Die einzelnen
'Stimmen' der Partitur entsprechen den unterschiedlichen Raumparametern.
Die Zeit unterteilt Xenakis in Schritte von 1/25 Sekunden, so daß
das An- und Ausschalten der unzähligen Glühlampen dem Auge als
kontinuierliche Bewegung erscheint. Um das Zusammenwirken zu überprüfen,
zeichnet Xenakis nicht nur Skizzen für die einzelnen Raumzustände,
sondern simuliert den Ablauf am Computer.
Die Koordination der unterschiedlichen Elemente der Inszenierung und ihre
Veränderung mit der Zeit werfen auch Probleme Für die Realisierung
auf. Die Steuerung der großen Anzahl von Parametern ist manuell
nicht mehr möglich. So wurde beim Philips-Pavillon der Ingenieur
der Abteilung Automatisation der Philips-Werke S.L.Bruyn in das Entwurfsteam
einbezogen. Damals waren noch keine modernen Computer verfügbar,
so daß das Programm des Szenarios als Steuerbefehle auf ein 15-spuriges
Tonband Übertragen wurde, das 180 Schaltungen gleichzeitig ermöglichte,
die mit Hilfe von Relais und Servomotoren umgesetzt wurden. Für die
Diatope verfeinerte Xenakis diese Steuerungstechnik. Die 1200 Lichtquellen
und die 400 drehbaren Spiegeln und Prismen konnten nun jede 1/25 Sekunde
in ihrer Stellung verändert werden.
Die Projekte von Xenakis und Corbusier waren erste Pionierarbeiten Für
eine Steuerungstechnik, die sich inzwischen im Theaterbau allgemein durchgesetzt
hat. Dort wird heute das Bühnenbild -insbesondere Beleuchtung, Kulissenzüge
und Bühnenmechanik- von Computern gesteuert. Auf einer Diskette ist
das Drehbuch Für sämtliche vom Computer gesteuerten Abläufe
gespeichert. Die Software ist so flexibel, daß sie nicht nur manuelle
Eingriffe während der Aufführung, sondern auch ein unterschiedliches
Spieltempo erlaubt, so daß die Spieldauer um eine halbe Stunde gedehnt
oder beschleunigt werden kann.
Offene Inszenierung
Xenakis
hat mit seinen Rauminszenierungen ein neues Konzept der Raumgestaltung
in die moderne Architektur eingeführt: Der Raum wird nicht mehr primär
durch seine Umfassungswände (Grenzflächen) definiert, sondern
durch die immateriellen Qualitäten von Licht, Klang und Klima. Diese
einzelnen 'Dimensionen des Raumes' sind nicht mehr synchron. Sie werde
unabhängig voneinander gesteuert. Es Überlagern sich verschiedene,
einander widersprechende Räume aus Licht, Klang, Farbe, Projektion;
'Polytope' entstehen. Der Raum ist vieldimensional, dynamisch und in unterschiedliche
Bereiche differenziert.
Obgleich Xenakis den Gesamtablauf dieser Rauminszenierungen als geschlossene
Kompositionen völlig festgelegt, hat er sich jedoch bei seinen musikalischen
Kompositionen mit der Gestaltung offener Strukturen beschäftigt.
Diese Kompositionen eröffnen eine Perspektive auf offene, interaktive
Inszenierungen, welche die Möglichkeiten heutiger Technik 'intelligenter
Steuerung' nutzen, mit flexiblen Programmen und Szenarien auf die Umwelt
und das Verhalten der Nutzer zu reagieren und manuelle Eingriffe zu erlauben.
Xenakis entwickelte für solch offene Systeme ein Konzept 'elastischer
Grenzen', die nur globale Rahmenbedingungen festlegen und innerhalb dieser
Rahmenbedingungen eine relativ große Flexibilität bei der Ausführung
erlauben. Xenakis grenzt dieses Verfahren zur Beherrschung des Verhältnis
von Ordnung zu Unordnung von dem Konzept völliger Flexibilität
musikalischen Ausdrucks und architektonischer Gestaltung eindeutig ab:
'Ich halte nichts von beweglichen Systemen, von unbegrenzt anpaßbaren
Rahmenstrukturen. Bewegliche Architektur ist nichts als Müll, denn
niemand kann einen fähigen Architekten ersetzen. Die Freiheit und
Neutralität des Raumes muß so gestaltet werden, daß eine
interessante und spannungsvolle Vielförmigkeit, ein bezaubernder
Raum entsteht. Man muß einen Raum schaffen, der stark und unnachgiebig
ist und trotzdem eine Vielfalt von Arrangements, eine Veränderung
der Dinge und Ereignisse zuläßt.'[ 3 ]
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